Auszeichnung verpflichtet! - Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Ein Bericht in eigener Sache von Sr. Dr. Christophora Eckl, Einrichtungsleitung von Schloss Zinneberg

Als Verpflichtung möchte ich meine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Band verstanden wissen. Am 25. Juni 2021 erhielt ich diese höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschlang für den  Einsatz in der Kinder- und Jugendhilfe  von Kultusminister Piazolo. In Zeiten, in denen "Kirche" sehr sehr leise treten sollte, angesichts der immer nicht enden wollenden beschämenden Berichte über Missbrauch, Gewalt und anderer Verbrechen, sowie zweifelhafter Verfahren bei der Aufklärung,  hieß es für mich abwägen, ob man als Ordensmitglied eine solche Auszeichnung annehmen darf. Ich schäme mich zutiefst für diese Skandale in der Kirche, der ich angehöre. Ich habe mich schließlich dazu entschieden, den Orden anzunehmen, aber ihn zu widmen: 

Ich widme ihn allen, die an der Basis der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind und ihre Arbeit nach höchsten ethischen Maßstäben vollziehen. Ich durfte das Kinder- und Jugendhilfesystem gerade in dieser Pandemiezeit mit all ihren Auswirkungen als bewährtes Hilfs- und Orientierungsangebot für junge Menschen erfahren. Nicht nur in „Normalzeiten“ sondern auch in Krisen steht die Würde des jungen Menschen für alle verantwortungsbewusst handelnden Kollegen*innen stets im Mittelpunkt. Es geht immer um den unabdingbare Auftrag, Kinder und Jugendliche, z.T. von schweren Schicksalen gezeichnet, in ihrer Persönlichkeit, in ihrer Einmaligkeit zu sehen. Es geht darum, sie so zu begleiten, dass sie ihr persönliches Glück finden und durch ihre Fähigkeiten und Stärken fähig werden, diese Gesellschaft, ja diese Welt mitzugestalten.

 Und in diesem Sinne widme ich diese hohe Auszeichnung unseres Landes vor allem auch allen Kindern und Jugendlichen selbst, die in den verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe betreut, gefördert, ausgebildet, beschult werden oder dort in Wohngruppen leben. Ich darf in ihnen immer wieder junge Erdenbürger*innen erleben, die ihren Weg mit Kraft und Mut gehen, von denen ich selbst viel lernen kann. Sie vertrauen uns, lassen sich auf uns ein.

Und um dieses Vertrauens willen möchte ich diese Auszeichnung auch als Anlass nehmen, stellvertretend um Verzeihung zu bitten für das viele Unrecht, das Kindern,Jugendlichen und anderen zugefügt wurde und wird, wo immer Machtmissbrauch in seinen vielfältigen „Gesichtern“ am Werk war und ist - wo Vertrauen schändlich ausgenutzt wird. Halte unser Gewissen stets die Achtsamkeit in uns wach, sich jeglichem Unrecht, jeglicher Menschenverachtung entgegenzustellen und sensibel zu sein für unser eigenen Handeln.