Die Barone Scanzoni von Lichtenfels

Hans Huber

Mit dem Kaufvertrag vom 22. Februar 1868 gingen das Schloss und der ca. 700 Tagwerk große Grundbesitz vom Markgrafen Fabio Pallavicini an Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels über.
Das Geschlecht der Scanzonis stammt aus Italien, aus Riva am Gardasee. Ein Zweig lebte in Böhmen und so wurde Wilhelm von Scanzoni 1821 in Prag geboren; er wuchs in Budweis auf, machte dort das Abitur, wurde Arzt und später als Dozent für Frauenheilkunde an die Universität nach Prag berufen. 1850 folgte er dem Ruf der Würzburger Universität, er wurde dort Dozent und ordentlicher Professor (für Geburtshilfe); im gleichen Jahr 1850 heiratete er Auguste Höninger aus Budweis. Aus dieser Ehe gingen in den Jahren von 1855 bis 1869 sechs Kinder hervor, die alle in Würzburg geboren wurden.
Sein Ruf als Arzt, Dozent und Professor wurde international, er verfasste einige Lehrbücher, wurde als Geburtshelfer an Fürsten- und Königshäuser gerufen, u.a. auch an den Zarenhof nach St. Petersburg.

Friedrich Wilhelm von Scanzoni

Sein Ansehen als Professor, Wissenschaftler und Lehrer brachte ihm im Jahr 1863 den persönlichen Adelstitel ein, er hieß von nun an Dr. Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels. Wie schon eingangs erwähnt erwarb er 1868 Schloss Zinneberg, nicht aber, um hier zu wohnen, er wohnte und arbeitete nach wie vor in Würzburg, Zinneberg war als Altersruhesitz gedacht. 
Sein erstgeborener Sohn, Albert von Scanzoni, übernahm den Zinneberger Besitz. Im Jahre 1882 heiratete dieser im Alter von 27 Jahren die 21-jährige Charlotte, eine Freiin von Crailsheim- Rügland aus Amerang. In der Zeit von 1883 bis 1890 kamen 7 Kinder zur Welt. In diese äußerst fruchtbaren Jahre fiel auch die Gründung von Glonner Vereinen; durch seine Initiative wurde die Schützengesellschaft Glonn-Zinneberg und noch im gleichen Jahr - 1887 - der Verschönerungsverein ins Leben gerufen.

Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1891

Feuerschützengesellschaft 1887 Glonn-Zinneberg mit seinem Begründer Albert von Scanzoni ( in der Mitte sitzend)

Er war sehr leutselig und spendabel und somit in der Bevölkerung nicht nur angesehen, sondern auch äußerst beliebt. Im Jahre 1888 legte sein Vater, Wilhelm von Scanzoni, seine Professur in Würzburg nieder und zog nach Zinneberg, seinem Alterssitz. Hier lebte er noch 3 Jahre lang, bis 1891. Für seinen Sohn Albert war dieses Jahr 1891 ein Schicksalsjahr, es traf ihn hart, er verlor am 12. Januar seine erst 29-jährige Frau, sie starb an Lungenentzündung, und seine 7 Kinder waren jetzt ohne Mutter. Am 12. Juni des gleichen Jahres verlor er seinen Vater Friedrich Wilhelm und am 23. August folgte ihrem Ehegemahl auch noch seine Mutter Auguste. Der jetzt 37-jährige Albert von Scanzoni verehelichte sich 1892, ein Jahr später also, erneut, er heiratete eine Rittmeisterstochter aus Wien. Doch die Jahre der Scanzonis auf Zinneberg sind gezählt. Sein Vater hatte die Erbschaft nicht geregelt, Albert war nicht der alleinige Besitzer, sondern er musste das Schlossgut mit seinen fünf Geschwistern teilen. Dass er Zinneberg nicht halten konnte ist somit erklärlich. Er war zum Verkauf gezwungen. Im Jahre 1898 war es dann soweit, Freiherr Adolf von Büsing-Orville wurde der neue Schlossherr.

Historische Fahne der Feuer-Schützen-Gesellschaft Glonn-Zinneberg

Albert von Scanzoni siedelte mit seiner Familie nach Rosenheim um und starb dort im Jahre 1914 an einem Gehirnschlag. Die Glonner hatten ihn jedoch noch nicht vergessen, und vier seiner ehemaligen Bediensteten trugen ihn in Glonn unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe.

Zeitungsauschnitt aus dem Jahre 1899.

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